• Deutsche Hersteller kommen mit zahlreichen Premieren nach Genf

Berlin/Genf, 06. März 2017 - „Die deutschen Pkw-Hersteller kommen mit spannenden Premieren zum Genfer Autosalon. Sie unterstreichen damit ihre dominierende Position im Premiumsegment, auch im Volumenbereich sind sie stark. Und das konjunkturelle Umfeld ist gut: Der Pkw-Weltmarkt wird 2017 voraussichtlich um 3 Prozent auf 85 Mio. Einheiten zulegen. Europa wächst leicht auf 17,6 Mio. Autos, Deutschland bleibt auf hohem Niveau stabil bei 3,35 Mio. Neuzulassungen. China geht mit plus 5 Prozent auf Schlagdistanz zur 25-Millionen-Marke. Der US-Markt wird nach unserer Prognose 2017 seinen Rekordabsatz von 17,5 Mio. Light Vehicles beibehalten. Zudem erwarten wir, dass bei den beiden Sorgenkindern Brasilien und Russland die lange Talfahrt ein Ende findet“, betonte Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). Allerdings stehe die Branche vor großen Herausforderungen: „Digitale Vernetzung und Elektromobilität steigern die Geschwindigkeit im weltweiten Innovationswettlauf um die besten Technologien. Das erfordert hohe Beweglichkeit und enorme Investitionen in Forschung und Entwicklung. Wir packen diese Aufgaben an aus einer Position der Stärke.“

Allein in alternative Antriebe investiert die deutsche Automobilindustrie bis zum Jahr 2020 über 40 Mrd. Euro. Wissmann: „Wir setzen unseren erfolgreichen Innovationskurs mit höherem Tempo fort. Die Elektromobilität bietet dem Standort Deutschland enorme Chancen.“ So gehe McKinsey in seinem Electric Vehicle Index davon aus, dass Deutschland in fünf Jahren größter Produzent von Elektroautos sein werde – mit 1,3 Mio. E-Autos klar vor USA und China mit jeweils rund 850.000 Fahrzeugen. „Bis 2020 wird die deutsche Automobilindustrie das Angebot von Elektromodellen mehr als verdreifachen, von derzeit 30 auf rund 100“, unterstrich der VDA-Präsident.

Zugleich werde der Verbrennungsmotor auch im nächsten Jahrzehnt noch einen wesentlichen Anteil am Antriebsmix auf der Straße haben. „Weltweit betrachtet steigt der Pkw-Absatz in den nächsten Jahren, damit auch die Zahl der Neuwagen mit Verbrennungsmotor, auch wenn die Wachstumsrate bei Elektroautos höher sein wird. Hinzu kommt die Option, ‚e-fuels‘ als erdölunabhängigen Kraftstoff zu verwenden. Mit diesen ‚e-fuels‘ könnte eine CO2-neutrale Mobilität selbst beim Verbrenner sichergestellt werden, weil diese Kraftstoffe bei ihrer Produktion genauso viel CO2 binden, wie sie bei ihrer Verbrennung wieder abgeben“, betonte Wissmann. Die Technologie sei bereits vorhanden, allerdings seien die Kosten noch sehr hoch.

Die deutsche Automobilindustrie investiert zudem in die Digitalisierung, neben der Elektromobilität der zweite große Innovationstrend, in den nächsten drei bis vier Jahren 16 bis 18 Mrd. Euro. „Unsere Unternehmen sind bereits heute Patentweltmeister beim vernetzten und automatisierten Fahren: An allen seit 2010 weltweit erteilten Patenten auf diesem Feld haben sie einen Anteil von 58 Prozent. Diese Position wollen wir weiter ausbauen“, hob Wissmann hervor.

All dies finde vor dem Hintergrund zunehmend protektionistischer Tendenzen in vielen Weltregionen statt: „Die deutschen Hersteller produzieren weltweit 16 Mio. Pkw, davon über 10 Mio. außerhalb Deutschlands. Unsere Standorte in allen Ländern sind auf offene Märkte und freien Handel angewiesen. Daher setzen wir uns mit Nachdruck für eine offene und faire Handelspolitik ein. Internationale Zusammenarbeit und offene Märkte, freier Handel und Direktinvestitionen sind zwei Seiten einer Medaille, sie bringen Wohlstand und Jobs, überall, auch in den USA“, unterstrich Wissmann.

Er erläuterte die starke Präsenz der deutschen Automobilindustrie in Nordamerika: „In den vergangenen sieben Jahren haben unsere Hersteller ihre Pkw-Produktion in den USA vervierfacht – auf 850.000 Fahrzeuge. Davon geht mehr als jedes zweite in den Export. Wir beschäftigten dort 110.000 Mitarbeiter, davon 77.000 bei Zulieferern. Die USA sind also für uns nicht nur Absatzmarkt, sondern ein wesentlicher Pfeiler unseres globalen Produktionsnetzwerks. Und mit 545.000 Neuwagen, die wir 2016 aus Deutschland in die USA exportierten, sind die Vereinigten Staaten auch der zweitgrößte Exportmarkt für die deutschen Hersteller.“ Mit Blick auf manche handelspolitischen Ankündigungen aus den USA betonte Wissmann: „Wir nehmen diese sehr ernst. Und wir setzen auf die parlamentarisch-demokratischen Institutionen in den USA, dass nicht alle Ankündigungen von der US-Administration und dem Kongress umgesetzt werden.“

„Die WTO listet mehr als 2.200 Verstöße gegen Prinzipien des freien Handels auf. Dabei ist Protektionismus das Gegenteil einer erfolgsversprechenden Wirtschaftspolitik. Am Ende nehmen alle Nationen, trotz scheinbar kurzfristiger Vorteile, nur Schaden. Die Antwort Europas muss sein, zusammenzustehen und sich auf die gemeinsame Stärke zu besinnen“, so Wissmann. Der VDA-Präsident begrüßte das Freihandelsabkommen CETA zwischen der EU und Kanada: „CETA ist strategisch wichtig und ein Beweis für die Handlungsfähigkeit Europas.“ Wünschenswert seien nun weitere Abkommen mit ASEAN-Staaten und Mercosur-Ländern. Die Signale aus China zum Thema Freihandel seien ermutigend, doch gebe es noch viel zu tun.

© Verband der Automobilindustrie e.V.
Bilder: © Daimler Benz AG

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