• Deutsche horten fast 200 Millionen Alt-Handys
  • Zahl hat sich innerhalb von fünf Jahren verdoppelt
  • Fast zwei Drittel der Nutzer haben schon mal ein altes Gerät entsorgt
  • Herausforderung Datenschutz: Nur jeder Dritte setzt Altgerät auf Werkseinstellungen zurück

Berlin, 16. April 2020 - Ob als Ersatzgerät oder wegen der vielen gespeicherten Fotos: Die Bundesbürger horten aktuell insgesamt 199,3 Millionen alte Smartphones oder Handys ungenutzt in Schränken oder Schubladen. Das hat der Digitalverband Bitkom auf Basis einer repräsentativen Befragung von 1.004 Personen in Deutschland ab 16 Jahren errechnet. Das entspricht einem Anstieg von 60 Prozent innerhalb von zwei Jahren und einer Verdopplung innerhalb von fünf Jahren. 2018 waren es 124 Millionen Alt-Geräte, im Jahr 2015 noch 100 Millionen und 2010 sogar nur 72 Millionen alte Mobiltelefone, die ungenutzt herumlagen. Aktuell besitzen 85 Prozent der Bundesbürger mindestens ein unbenutztes Handy oder Smartphone. Bei 31 Prozent sind es zwei und bei 51 Prozent sogar drei oder mehr ausrangierte Mobiltelefone. „In den seltensten Fällen werden Smartphones wegen eines Defekts ersetzt. Viele Menschen kaufen sich ein neues Smartphone, um verbesserte und erweiterte Funktionen zu nutzen und heben ihr altes Gerät für den Fall der Fälle auf“, sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Dr. Bernhard Rohleder. „Die Altgeräte enthalten eine Vielzahl an wertvollen Materialien, darunter hochwertige Rohstoffe und Seltene Erden, deren Förderung energie- und ressourcenintensiv ist. Umso wichtiger ist es, dass ungenutzte Geräte möglichst wiederverwendet oder fachgerecht verwertet werden.“

Fast zwei Drittel (64 Prozent) der Bundesbürger geben an, in der Vergangenheit schon einmal ein Handy oder Smartphone entsorgt oder verkauft zu haben – 21 Prozent heben dagegen ihre alten Geräte ausnahmslos auf. Die Übrigen nutzen ihr Mobilgerät aktuell noch oder besitzen generell keines. Die Hälfte (50 Prozent) der Befragten, die ausrangierte Smartphones ausnahmslos bei sich zu Hause aufbewahren, tun dies, um ein Ersatzgerät parat zu haben, falls das eigentliche Telefon kaputt geht. 37 Prozent haben Sorge, dass ihre auf dem Telefon befindlichen Daten gestohlen werden könnten, 36 Prozent scheint der Aufwand einer Entsorgung oder eines Verkaufs zu hoch. Fast jeder Vierte (24 Prozent) empfindet die Sicherung von Fotos und anderen Daten an einem anderen Ort als zu kompliziert. Immerhin jeder Fünfte (19 Prozent) gibt zu, nicht zu wissen, wie man alte Handys oder Smartphones richtig entsorgt. Die Befragten konnten hier mehrere Optionen angeben. „Alte Geräte dürfen auf keinen Fall in den Hausmüll geworfen werden“, betont Rohleder. „Handys oder Smartphones können wie alle anderen Elektrogeräte über die Recyclinghöfe entsorgt werden. Auch alle großen Mobilfunkunternehmen, Hersteller und Händler nehmen die Geräte zurück.“

Mehrheit verkauft alte Handys weiter
Jeder Zweite (50 Prozent), der schon einmal ein altes Gerät ausrangiert hat, verkaufte es an eine Privatperson – und 9 Prozent an einen professionellen Händler. 41 Prozent haben ihr altes Mobiltelefon zu einer Sammelstelle für Elektromüll gebracht und 17 Prozent beim Hersteller oder Händler zurückgegeben. Jeder Vierte (25 Prozent) hat schon einmal ein Alt-Gerät verschenkt, 5 Prozent haben es gespendet. Nur 1 Prozent gibt an, ein altes Mobiltelefon schon einmal im Hausmüll entsorgt zu haben.

9 von 10 Bundesbürgern (91 Prozent), die schon einmal ein altes Handy oder Smartphone entsorgt oder verkauft haben, haben zuvor Maßnahmen zur Datensicherung unternommen: 80 Prozent haben die SIM-Karte entfernt, 57 Prozent haben ihre Daten anderweitig gespeichert. Aber nur jeder Dritte (29 Prozent) hat das Gerät auf die Werkseinstellungen zurückgesetzt. 14 Prozent haben die Daten von einem speziellen Dienstleister löschen lassen, 9 Prozent haben diese mit einer speziellen Software überschrieben. Rohleder: „Wichtig ist vor allem eine bessere Aufklärung der Verbraucher. Nicht nur über die Entsorgungsmöglichkeiten, sondern vor allem auch darüber, wie wichtige und sensible Daten gesichert und auf dem Gerät zuverlässig gelöscht werden können.“

Bitkom gibt Hinweise rund um die Entsorgung von Alt-Geräten
Entsorgung über Recyclinghöfe

Alte oder defekte Handys dürfen nicht in den Hausmüll geworfen werden. Sie können jedoch wie alle anderen Elektrogeräte auch in den kommunalen Abfallsammelstellen abgegeben werden. Von dort gehen die Geräte in die Verantwortung der Hersteller über, die für eine umweltgerechte Entsorgung oder Wiederaufbereitung durch zertifizierte Recyclingunternehmen sorgen.

Entsorgung über den Mobilfunkbetreiber

Alle Hersteller sowie die großen Mobilfunkunternehmen und der Handel nehmen Altgeräte zurück. Diese werden am besten direkt vor Ort in den Geschäften abgegeben. Die Stiftung „ear“ bietet zudem ein Verzeichnis aller Sammelstellen an. Darüber hinaus können die Kunden portofreie Versandumschläge im Internet anfordern oder im Handy-Shop abholen.

Löschen privater Daten

Vor der Weiter- oder Rückgabe alter Handys sollten Nutzer private Daten wie das Adressbuch, Nutzerprofile von sozialen Netzwerken, Online-Banking-Zugänge oder auch Fotos und Videoclips löschen. Am einfachsten ist es, alle Nutzerdaten des Telefons über entsprechende Funktionen („Zurücksetzen des Gerätes“) komplett zu löschen. Zuvor sollte das Gerät wenn möglich verschlüsselt werden. Bei neueren Smartphones ist dies bereits werksseitig voreingestellt. Bei älteren Geräten lässt sich die Verschlüsselung in den Einstellungen für den internen Speicher bzw. unter dem Punkt Sicherheit einstellen, wo es den Punkt „Gerät verschlüsseln“ gibt. Wichtig: Die SD-Karte nicht vergessen! Vor dem Verkauf oder der Weitergabe diese am besten entfernen oder mit speziellen Tools überschreiben. Und auch die SIM-Karte nicht vergessen: Entfernen oder dreimal sowohl den PIN als auch den PUK falsch eingeben, um sie unbrauchbar zu machen.

Elektrogerätegesetz

Das Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG) verpflichtet stationäre Händler und Online-Händler mit einer Laden- beziehungsweise Lagerfläche von mehr als 400 Quadratmeter seit 2016 zur Rücknahme von Elektroaltgeräten. Bei der 1:1-Rücknahme geben sie ein Altgerät kostenlos zurück, wenn sie ein gleichartiges Neugerät kaufen. Ist die Kantenlänge des Altgeräts kleiner als 25 Zentimeter, müssen es Händler auch dann zurücknehmen, wenn Verbraucher kein neues Gerät erwerben möchten. Einige Elektro-Großhändler bieten auch Rücknahmen über Automaten an, über die der Verbraucher im Gegenzug einen Wertgutschein erhält.

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