• Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt …

Berlin, 17. Januar 2022 - Sind sie es auch so leid und finden Sie es nicht auch unerträglich: Von ihren gedanklichen Verwirrungen überzeugte Wirrköpfe und Spinner bekommen hundertprozentige Aufmerksamkeit, während die wirklichen Helden des Alltags, die einfach ihren Job – oft auch noch unterbezahlt – erledigen und immer noch mehr aufgebürdet bekommen? Kann es richtig sein, dass die „Exekutivkräfte“ - egal ob Polizei, Krankenschwester oder Müllmann - immer ihren Kopf für andere hinhalten müssen, während egoistische Individualisten, denen ihre eigene Freiheit weit über das Gemeinwohl hinausgeht, unseren Staat scheinbar ohne Konsequenzen exzessiv ausnutzen?
Muss ich mir jetzt schon wieder Gedanken darüber machen, dass ich Müllmann geschrieben habe, oder würde sich hier niemand über unterlassenes Gendern beschweren, weil es kein In-Beruf ist? Alleine, dass ich darüber nachdenke, ist schon unglaublich.

Viele von Ihnen werden bis hierhin genickt haben und sind damit anfällig! Anfällig für Populisten, die genau hier einhaken und sagen: „Das ändern wir!“ - Aber wie und um welchen Preis?

„Für den Triumph des Bösen reicht es aus, wenn die Guten nichts tun!“ habe ich immer so verstanden: „Schreite ein, wenn jemandem Unrecht widerfährt bzw. Übel getan wird.“ Eine hehre Einstellung, wo es derzeit so aussieht, dass die Werte des gesellschaftlichen Zusammenlebens zusehends verschwinden.

Wenn der Staat durch das Zaudern der Politik ein Machtvakuum hinterlässt, gewinnen die Populisten. Wenn die Demokraten sich in Belanglosigkeiten verzetteln und auf Schlachtfeldern wie „Gendern“ oder Überregulierung gebunden sind, mobilisieren die Populisten die Frustrierten.
Ich hoffe, dass wir eine deutliche Erfrischung erfahren, gute Ansätze kann ich in der neuen Koalition erkennen – aber verlassen dürfen wir uns nicht darauf. Sondern wir müssen selber aktiv werden und sei es nur dadurch, dass wir uns nicht frustrieren lassen. Denn wir sind nicht allein!
Spinner und Querdenker sind eine absolute Minderheit. Allerdings bekommen sie gefühlte 80 % der medialen Aufmerksamkeit, weil die Pragmatiker und Macher, also die Mitte der Gesellschaft, einfach zu ruhig sind bzw. sich zu wenig zu Wort melden. Vielleicht sollten wir mehr Erfolgsgeschichten berichten. Früher wurden Werte in Geschichten weitergegeben. Das ist auch heute noch so, allerdings müssen die Geschichten Quote bekommen. Erzählen wir also wieder Geschichten mit Wert auch ohne Reichweite – eben denen, die uns nahe und wertvoll sind. Wenn viele schöne Geschichten im Umlauf sind, kann das die Stimmung drehen und eine Mehrheit motivieren. Und vielleicht auch einer Minderheit am Rand den Frust nehmen.

Gesunder Menschenverstand, Pragmatismus und Besonnenheit – ich kann es kaum erwarten, bis diese Werte wieder in Mode kommen. Gehen wir es an!

Autor: Andreas Falke, Geschäftsführer FBDi e.V.

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